Aus dem IJsselmeer-Logbuch ...
Die Crew hatte sich für 2009 auf einen Klassiker geeinigt: IJsselmeer mit Ausflug in die Waddensee/ Nordsee. Ein Törnrevier, das für alle Crews ein absolutes "Muss" ist. Da mein altbewährter Co-Skipper in dem Revier lange sein eigenes Boot liegen hatte, habe ich die Schiffsführung für diesen Törn an ihn übertragen. Eine polare Nordwest-Strömung hat uns nicht unbedingt ins Schwitzen gebracht. Es war eher kühl, aber dafür gab täglich beständige 3-4 Bft., maximal 5 Bft., insoweit ein ideales Segelrevier. 
Die ehemalige Zuiderzee wird seit der Fertigstellung des Abschlussdeiches zwischen Den Oever (Nord Holland) und Kornwerderzand (Friesland) IJsselmeer genannt. Dadurch wurde dieser einstmals gefährliche Nordseearm zum Binnengewässer. Die letzte Lücke in dem 30 Kilometer langen Bauwerk konnte 1932 geschlossen werden. Gleichzeitig wurde eine Strasse angelegt, um die Provinz Friesland verkehrstechnisch besser zu erschliessen. Geplant war sogar eine Eisenbahnlinie. Diese wurde jedoch nie realisiert. Heute gibt es sogar eine grosszügige Autobahn zwischen Kornwerderzand und Den Oever. Das Ijsselmeer hat zwischen 2m und 4m Wassertiefe.




Revier 2009
05.06.2009 Anreisetag  nach Lemmer
Crewmitglied Gordon kam mit dem Flieger aus Belfast, der Rest reiste problemlos mit dem Auto aus Stuttgart an. Nach erstem Bordabendessen gemütlicher Spaziergang in Lemmer. Sehenswert, leider kühl und regnerisch.
06.06.2009 Lemmer - Enkhuizen 19sm
Kurs W nach Enkhuizen. Wunderschöne alte Stadt mit dem Flair einer Puppenstube. Wir liegen im Stadthafen im Päckchen, wo wir das Zentrum in ein paar Minuten zu Fuß erreichen können und erfreuen uns an den Bars, Kneipen und Cafes. Leider ist es weiterhin kühl und regnerisch. 


Bavaria50

Plattbodenschiffe

Teile der Crew

07.06.2009 Enkhuizen - Amsterdam/Sixhafen 27 sm
Ziel war der Sixhaven in Amsterdam. Das Zentrum von Amsterdam mit Fußgängerzone erreicht man von hier aus in ca. 15 min, zu Fuß und mit Fähre. Jede Menge Kneipen, Coffeeshops, und die Rotlichtszene hinter dem Bahnhof laden zum abendlichen Rundgang, asiatische Restaurants zum Abendessen ein
08.06.2009 Amsterdam - Texel 42 sm
Durch den Nordzeekanal ging es nach IJmuiden, von dort durch die Schleuse hinaus auf die Nordsee mit Kurs Texel; der Hafen von Texel heisst Oudeschild. Es gab einen ausgesprochen warmen Tag, prompt mit weniger Wind, mit Strom und Motor erreichten wir problemlos Texel. Die Hafen-Restaurants wollten alle um 21:00 Uhr schliessen, wir haben gerade noch etwas bekommen.
09.06.2009 Texel Oudeschild  - Hafentag 
Eigentlich wollten wir weiter nach Terschelling. Der Wind pfiff mit 4-5 Bft. aus Süden. Das Problem bestand darin, dass man  in der Waddenzee zu bestimmten Zeiten an bestimmten Stellen sein muss, Tide und Tiefgang müssen äußerst sorgfältig berechnet werden, und manchmal geht es eben gar nicht, weil die Wassertiefe durch Winddruck nicht ausreicht. Es gibt auf Kanal 83 eine beratende Stelle.  So ging es mit dem Großtaxi auf eine Inselrundfahrt mit Pannekouken-Essen im Hauptort Den Burg. 
10.06.2009 Oudeschild - Hoorn 45 sm
Frühzeitig abgelegt Richtung Schleuse Den Oever, 10:30 Uhr passiert. Danach unter W 3-4 Bft. herrlich nach Hoorn gesegelt. Der Name Hoorn bedeutet Kap, Landzunge. Die frühere Bedeutung der Stadt als Hafenplatz zeigt sich in der Benennung
des Kaps an der Südspitze Amerikas, Kap Hoorn.  Hoorn ist als alter Handelsplatz sehr  geschichtsträchtig und  vielleicht das schönste IJsselmeerstädtchen. Man sollte nicht versäumen, im Restaurant des Hauptturms (Hooftoren)  den Abend zu verbringen.

Idylle in Hindeloopen

Segeln macht müde
11.06.2009 Hoorn - Medemblik  38 sm
Nach nächtlichem Dauerregen klarte das Wetter auf und wir hatten wieder einen fantastischen Segeltag. Eine abendliche Paella an Bord war gute Grundlage für eine kleine Lokalrunde in Medemblik.
12.06.2009 Medemblik - Lemmer 41sm
Wetter hatte sich jetzt deutlich verbessert, kein Regen mehr. Der absolute Supersegeltag !! Zum Mittagessen nach Hindeloopen, danach frischte der Wind auf Bft.5 weiter auf und wir konnten unter Reff  herrlich nach Lemmer zurücksegeln. 
13.06.2009 Lemmer - Stuttgart
Frei nach Hans Albers: "Einmal muss es vorbei sein", zuerst Freund Gordon zum Flugplatz nach Schiphol gebracht und danach mit den Autos gemeinsam zurück nach Stuttgart.
Fazit:
Das IJsselmeer entspricht grundsätzlich allen (Vor-)Urteilen. Wer dort segelt, möchte aber auch gar nicht in sommerlicher Hitze windstill vor sich hinbrüten. Außerdem: Ein Segler kennt kein schlechtes Wetter, nur falsche Bekleidung. Es ist keine zum Baden geeignete Umgebung. Dafür zeichnet das Revier eine generelle Windgarantie aus. Es sollte sich trotzalledem eher um eine seglerische Crew handeln. Da das IJsselmeer eigentlich ein Binnenmeer ist, unterscheidet es sich zwar nicht so sehr vom Segeln im Bodensee oder Wannsee, nur sind die Entfernungen größer und es gibt doch einige Untiefen. Nur bei Extremwetterlagen spürt man eine kurze, unangenehme Welle, üblicherweise ist das nicht von Bedeutung. Wer das Ijselmeer verlassen möchte, muss in der Waddenzee/ Nordsee mit Tide und Strom, d.h. mit der Uhrzeit, leben. Nach Texel und zurück kommt man zu allen Zeiten, auch noch bei Niedrigwasser, nur der Strom hindert. Andere Ziele lassen sich aber nur bei exakter Kenntnis der Tidensituation und der damit verbundenen Uhrzeit erreichen. Entsprechend müssen unter Umständen sehr morgendliche Ablege- oder sehr abendliche Ankunftzeiten geplant werden. Ob sich eine Charter-Crew für diese "Wassersuche" begeistern kann, bleibt jeder Crew selbst überlassen. Das IJsselmeer lässt sich problemlos mit dem Auto erreichen, ein nicht unwichtiger Gesichtspunkt.
  

     

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